Michel Schmitt - Gründer der SPD Ensdorf
Eigentlich müsste man von Gründungsvätern sprechen. Schmitt hat nicht im Alleingang den Ortsverein der SPD gegründet. Aber er war vor allem in den 1920er Jahren – also der Anfangszeit – die prägendste Figur der SPD im Ort.
Geboren wurde er am 16.07.1877 als Sohn des Bergmanns Jakob Schmitt und der Hausfrau Margareta Schmitt (geb. Steffen). Aufgrund des Mädchennamens seiner Mutter war er im Ort auch als „Steffens Michel“ bekannt. Nachdem er die Schule mit etwa 14 Jahren verließ, wurde er um 1890/91 Bergmann und blieb dies 40 Jahre lang. Danach muss er noch kurze Zeit als Armierungsarbeiter beschäftigt gewesen sein. Verheiratet war Michel Schmitt seit 1900 mit der Hausfrau Elisabeth Schmitt (geb. Ecker). Insgesamt gingen aus der Ehe 7 Kinder hervor.
Michel Schmitt zeigte sein Leben lang ein hohes gesellschaftliches Engagement – besonders in den Bereichen Sport und Musik. Er war unbestätigten Gerüchten nach ein Gründungsmitglied des „TuS Ensdorf“. Zwar tauchte er bisher in keinem Dokument auf, aber da viele der Leute, mit denen sich Schmitt umgab, an der Gründung beteiligt waren, kann man zumindest davon ausgehen, dass er mit zu den ersten Mitgliedern gehörte. Als gesichert gilt allerdings, dass er zu den Gründern des Männergesangvereins „Concordia“ zählte, deren erster Vorsitzender (damals „Präsident“) er im Jahre 1905 wurde. Er zählte ebenso zu den ersten Mitgliedern des Vereins der Musikfreunde Ensdorf deren Dirigent des Blasorchesters er 1906 wurde. Für das Jahr 1924 taucht er als Gründer der AWO Ortsgruppe Ensdorf auf. Zwar belegt eine Liste aus dem Jahr 1927 die Existenz der AWO Ortsgruppe, auf den Vorsitz wird darin allerdings nicht verwiesen. Aufgrund seiner Tätigkeit im Bergbau wird Michel Schmitt immer wieder mit dem Bergarbeiterverband Saar oder dem Freien Deutschen Bergarbeiterverband als Vorstandsmitglied in Verbindung gebracht. Verlässliche Quellen fehlen meist allerdings. Als gesichert gilt aber, dass er Mitglied des katholischen Bergmannsvereins Ensdorf war.
Michel Schmitt war zeit seines Lebens ein politischer Mensch. Erste Hinweise auf politische Aktivitäten liefert eine Liste mit 24 Vertrauensmännern des Zentrum-Wähler-Vereins, die Michel Schmitt an zehnter Stelle als Vertrauensmann für 16 namentlich aufgeführte Männer in der Provinzialstraße listet. Als 1919 der Ortsverein der SPD Ensdorf gegründet wurde, wählte man Michel Schmitt zum Vorsitzenden. Dieses Amt führte er wohl bis 1925 und dann wieder von 1929 bis 1935 aus. 1920 wird der bei der ersten Kommunalwahl für die SPD in den Gemeinderat Ensdorf gewählt. 1923 folgt die Wahl in den Bürgermeistereirat Lisdorf (Ensdorf und Lisdorf bildeten zu jener Zeit noch eine Verbandsgemeinde) und in den Saarlouiser Kreisrat. Wohl um 1926 übernimmt Schmitt die Fraktionsführung im Gemeinderat und hält diese bis 1935 inne. In den Jahren 1928 und 1932 kandidierte er vergeblich für die SPD bei den Landesratswahlen.
1935 – mit der Machtübernahme der Nationalsozialisten an der Saar – emigrierte er ohne polizeiliche Abmeldung nach Frankreich. Sein Sohn fand auf der Grube Falkenberg in Lothringen eine Anstellung und Schmitt folgte ihm mit seiner Frau. Von Lothringen aus organsierte er den Vertrieb von Emigrantenschriften ins Reich. Ebenso hielt er intensiven Kontakt mit Max Braun (dem damaligen SPD Landesvorsitzenden) und hielt Reden auf politischen Versammlungen. Bis 1940 und dem Einmarsch der Deutschen Truppen in Frankreich konnte er dem Griff der Deutschen entkommen, die ihn aber schließlich am 11.10.1940 in Untersuchungshaft steckten. Im Februar 1941 wurde ihm der Prozess wegen Hochverrates gemacht. Aufgrund seines kränklichen Gesundheitszustandes und der Tatsache, dass er nicht vorbestraft war und den politischen Aktivitäten abgeschworen habe (ein Vorwand um seine Strafe zu mildern) wurde er „nur“ zu einem Jahr Haft verurteilt. Die Strafe verbüßte er in Frankfurt. Die Zeit in der Untersuchungshaft wurde ihm angerechnet, sodass er am 06.12.1941 nach Ensdorf zurückkehrte. Über die restlichen Kriegsjahre ist nichts bekannt.
Mit dem Ende des 2. Weltkrieges suchten die Alliierten vor allem Bewohner, die keinen nationalsozialistischen Hintergrund besaßen, um diese für den Wiederaufbau der Verwaltung einzusetzen. Aus diesem Grund ernannte man Michel Schmitt im Juli 1945 zum kommissarischen Bürgermeister von Ensdorf. Damit war er der zweite Nachkriegsbürgermeister unserer Gemeinde und der erste mit SPD Parteibuch. Außerdem wurde ihm die Aufgabe des Verwaltungsvorstehers des Amtsbezirks Ensdorf-Hülzweiler aufgetragen. Nach der ersten Kommunalwahl nach dem 2. Weltkrieg musste Schmitt seinen Bürgermeisterposten im September 1946 wieder räumen. Den Amtsbezirk Ensdorf-Hülzweiler leitete er aber noch bis 1949. Neben seiner Verwaltungstätigkeit organsierte er ebenso den Wiederaufbau der Parteistrukturen im Ort. 1946 kam es zur Neugründung des SPD Ortsvereins (damals SPS Ortsverein, da das Saargebiet kein Teil Deutschlands mehr war). Michel Schmitt wurde wieder zum Vorsitzenden gewählt und war – wie schon nach Ende des 1. Weltkrieges – wieder maßgeblich am Aufbau der SPD in Ensdorf beteiligt. Da sich sein Gesundheitszustand über die Jahre hinweg aber verschlechterte, gab er 1950 den Vorsitz ab. Am 17.03.1956 starb Michel Schmitt in Ensdorf. Seine Frau überlebte ihn um weitere 6 Jahre.